Hinter der Schlagzeile

Gegen Ende der Skisaison 2020/2021 konnten im «Bote der Urschweiz» einige Artikel zu den sportlichen Erfolgen von Nick Rickenbach aus Lauerz gelesen werden. Mit dem dritten Platz im Swisscom-Jugendcup gehörte er in der vergangenen Saison zu den besten U16-Skirennfahrern der Schweiz. Urs Emmenegger (UE), Gemeinderat der Ressorts Bildung und Freizeit, hat sich mit dem jungen Sporttalent unterhalten.

06. Mai 2021

UE: Hallo Nick. Ende April und ein Skisportler an Krücken. Was ist passiert?

Nick: Ein geplanter medizinischer Eingriff. Nichts Schlimmes und vor allem keine Verletzung.

UE: Ist die Saison für dich gut gelaufen?

Nick: Ja, das war aber alles andere als klar. Normalerweise kann ich in meiner Kategorie pro Jahr maximal 25 Rennen fahren, in denen ich Punkte verbessern kann. Lange ging gar nichts. Erst ab Anfang März bis Mitte April konnten wir Rennen fahren. In dieser Zeit habe ich dann über 20 Rennen bestritten. Das war schon heftig. Und ja, ich bin mit meinen Leistungen auch zufrieden. Sie bringen mich weiter.

UE: In welcher Kategorie bestreitest du Rennen?

Nick: in der vergangenen Saison fuhr ich in der U16-Kategorie mit Jahrgängen von 2005 bis 2009. Die Altersspanne ist also noch nicht so gross. Nächsten Winter werde ich dann bei den Junioren fahren – und da sind dann die Konkurrenten teils mehrere Jahre älter und z. Teil auch schon Europacup gefahren.

UE: Also ein massiver Wechsel?

Nick: Ja schon. Aber da darf man sich auch nicht verrückt machen lassen. Ich weiss, dass es härter wird. Aber das Ziel ist das gleiche: Sich von Rennen zu Rennen steigern und sich auch in der Startliste nach vorne arbeiten, um bessere Bedingungen zu haben und tiefere FIS-Punkte-Resultate zu erzielen.

UE: Wie kommt es denn, dass du ein so ehrgeiziger Skifahrer geworden bist?

Nick: Bereits mein Vater ist Skirennen gefahren und war in einem Nationalen Kader. Mit 2 ½ Jahren stand ich erstmals auf Ski. Die ganze Familie ist sport- und vor allem skibegeistert.

UE: Wann hast den denn dein erstes Rennen bestritten?

Nick: Mit etwa 5 Jahren. Und weil ich damals noch nicht im Skiclub Schwyz Mitglied war, jedoch einen Club angegeben werden musste, hat mein Vater einfach SC Lauerz angegeben. Somit bin ich mein erstes Rennen für Lauerz gefahren (lacht).

UE: Du bist also ehrgeizig?

Nick: Ja. Ich wollte und will überall der Schnellste sein; schon früher, als ich ganz klein war. Also wenn ich z.B. beim schnellsten Lauerzer mitgemacht habe, dann nicht einfach so. Da wollte ich dann schon auch gewinnen.

UE: Hat dir Sport schon immer viel bedeutet?

Nick: Ja, schon. Als Sportler muss man auch ein wenig Egoist sein und schauen, dass man vorwärtskommt.

UE: Heisst das, dass du in der Familie eine Sonderstellung hast?

Nick: Es dreht sich schon viel um mich und meinen Sport. Da kommt meine Schwester, die selber auch Skirennen gefahren ist, manchmal schon ein wenig zu kurz.

UE: Als Schulpräsident interessiert mich natürlich, wie ein junges Talent wie du Sport und Bildung unter einen Hut bringt.

Nick: Bis und mit 2. Oberstufe habe ich mit meinem Jahrgang die normalen Klassen besucht. Danach wechselte ich in die Talentklasse in Schwyz. Weil es sportlich gut gelaufen ist, wurde ich dann an der Sportmittelschule in Engelberg aufgenommen. Da besuche ich nun das Gymnasium.

UE: Weg von der Familie. Nicht schwer für dich?

Nick: Am Anfang schon ein bisschen. Aber es war ja mein Entscheid. Ich will etwas erreichen, da muss man auch etwas dafür investieren. Und am Wochenende bin ich zu Hause. Jedenfalls im Sommer (lacht). Im Winter sind die Wochenenden gefüllt mit den Rennen.

UE: Hast du in Engelberg gute Bedingungen für das Training?

Nick: Ja, sehr. Der Schulbetrieb ist auf uns Athleten abgestimmt. Das Jahr gliedert sich in 4 Phasen, in denen wir unterschiedliche viele Lektionen Schule haben. So bleibt genügend Zeit für das Training, das je nach Phase auch anders ist.

UE: Wie gross ist denn da der Support der Eltern? Sind sie mit dabei oder habt ihr schonen einen Trainerstaff?

Nick: Meine Eltern unterstützen mich enorm. Wir haben schon Trainer und sie fahren uns auch zu weiter entfernten Rennorten. Aber meine Eltern leisten sehr viel für mich. Meine Mutter steht meist früh auf und richtet das Essen für mich – und mein Vater, der mich bei regionalen Rennen betreut.

UE: Das heisst, dein Vater ist oft mit dabei?

Nick: Ja, wenn er es einrichten kann, kommt er und auch meine Mutter mit. Zu Hause steht mein Vater viele Stunden im Skiraum und präpariert meine Ski. Ich bin sehr froh, dass er mich damit entlastet. In Engelberg oder wenn ich alleine unterwegs bin, mache ich das jeweils selber.

UE: Was heisst es denn für dich alles an so ein Rennwochenende mitzunehmen?

Nick: Pro Disziplin haben wir mindestens zwei Paar Ski mit dabei. Einen zum Einfahren, den andern fürs Rennen. Dazu Schuhe, Rennkombi und weiter Kleider.

UE: Also in so jungen Jahren schon eine richtige Materialschlacht?

Nick: Stimmt, schon ein bisschen. Für diese Saison, in der ich vor allem Slalom und Riesenslalom gefahren bin, hatte ich total 9 Paar Skis zu Hause im Keller.

UE: Das heisst neben deiner Freizeit (und der deiner Familie) ist das auch noch eine kostspielige Sache?

Nick: Da bin ich meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich auch da unterstützen können.

UE: Nun ist die Saison vorbei. Also Zeit für Ferien?

Nick: Nicht unbedingt. Nach den Rennen ist vor den Rennen. Die Schule geht ja weiter. Und statt auf den Ski zu stehen heisst es nun im Keller Kraft und Ausdauer aufzubauen. Ab dem Sommer haben wir dann wieder die Möglichkeit, auf dem Gletscher in Saas Fee oder Zermatt zu fahren. Daneben wird dann vor allem auch die Schnellkraft aufgebaut.

UE: Und bei all den Aktivitäten heisst es, sich nicht zu verletzten. Hast du dir schon grössere Verletzungen zugezogen?

Nick: Ja, ich habe mir mal den Fuss gebrochen. Nicht auf der Piste, sondern zu Hause bei einem dummen Sprung über eine Mauer. Da habe ich dann fast eine Saison verpasst. Das war sehr ärgerlich.

UE: Was sind denn nach dieser guten Saison für dich die nächsten Ziele?

Nick: Da ich auf die Karte Sport gesetzt habe, möchte ich darin auch vorwärtskommen. Da mache ich mir aber keine Illusionen. 2 bis 3 Jahre werde ich da echt beissen müssen, weil die Konkurrenten zum Teil viel älter und auch erfahrener sind.

UE: Was macht dich sicher, dass du das schaffst?

Nick: Meine mentale Stärke und mein Ehrgeiz. Das braucht es einfach. Wenn du in einem Rennen nach dem ersten Lauf gut bist, dann kannst du im zweiten Lauf nicht einfach runterfahren sondern musst wieder genauso angreifen wie im ersten Lauf. Nur so schaffst du es, vorne zu bleiben, die FIS-Punkte zu verbessern (je tiefere Punkte, desto besser) und so nach vorne zu kommen.

UE: Was sind denn deine sportlichen Ziele?

Nick: Das Fernziel ist, im Weltcup fahren zu können. Dazu muss ich aber im ZSSV bei den Junioren überzeugen, um es dann ins Nationale Leistungszentrum Mitte und von da aus ins Swiss Ski Kader zu schaffen.

UE: Noch ein langer Weg…

Nick: Einfach wird es nicht – aber ich bin überzeugt, dass ich es mit Einsatz, Fleiss und Wille schaffen kann.

UE: Vielen Dank Nick für die tollen Einblicke die du uns in deine sportliche Welt gegeben hast. Erstaunlich, was du alles für deine Leidenschaft, Skirennen zu fahren, alles investierst. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg. Und lass doch mal in der Saison was von dir hören. Ich bin überzeugt, dass du hier in Lauerz viele Leserinnen und Leser des Info Lauerz hast, die deinen Weg verfolgen.

Nick: Vielen Dank für deine guten Wünsche.

#gemeinderat #skisport